REVIEW  Dienstag, 30. Januar 2024

Aladdin im Konsolenkrieg

Kommen wir mal zu einer Frage, die die 90er bewegte: Nintendo oder Sega?
Seinerzeit stritten sich die Fanboys (die Fangirls waren irgendwie nie so doof), welche Firma die mächtigere 16-Bit Konsole am Start hatte; das Super Nintendo Entertainment System kurz SNES musste sich immer wieder mit dem Sega Mega Drive messen und insbesondere einzelne Spiele landeten hierbei immer wieder auf dem Prüfstand.

Das prominenteste Beispiel eines solchen Vergleichs war die Umsetzung von Disneys Aladdin, da hier Sega eindeutig die Nase vorne zu haben schien. Die damalige Fachpresse war sich einig, dass Virgin Software hier einen zeitlosen Klassiker für das Mega Drive produziert hatte, der dem Konkurrenten aus dem Hause Capcom für das SNES in allen Kategorien eine lange Nase drehte.
Im kollektiven Gedächtnis ist Aladdin (MD) auch als eines der besten Spiele der Ära erinnert worden, während Aladdin (SNES) nur als durchschnittlicher Titel gehandelt wird.

Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob dieses Urteil wirklich gerechtfertig ist.

Schauen wir uns mal verschiedene Kategorien an:

Grafik: Hier hat Segas Spiel wirklich die Nase vorne. Insgesamt wirkt die Grafik auf dem MD zwar etwas "platter" als auf dem SNES, das mit mehr Schattierungen und smoothen Kanten daherkommt, aber dafür wird deutlich, dass die Sprites auf dem MD sehr viel detailierter sind. Man erkennt dort Gesichter, verschiedene Gesichtsausdrücke und sogar die unbedeutendsten Gegner sind liebevoll animiert. Die Vielzahl an Animationsframes lässt die MD-Version wirklich wie einen Zeichentrickfilm wirken, was damals mehr als unüblich war. Aladdin auf dem SNES sieht zwar auch gut aus, aber im direkten Vergleich wirkt es sehr blass.

Musik: Auch hier hat die MD-Version die Nase vorne. Im Gegensatz zum SNES wurde der offizielle Filmsoundtrack verwendet. Der Soundchip des MD klingt zwar leider etwas zu rau, um wirkliche Atmosphäre aufkommen zu lassen, aber obwohl das SNES "weicher" klingt, lässt die Verwendung des Originalsoundtracks diesen Punkt an Sega gehen.

Gameplay: Hier wird es spannend. Beide Spiele sind klassische Jump & Runs, aber ich würde soweit gehen, sie zu verschiedenen Subgenres zu zählen.
Die Version auf dem MD bietet vergleichsweise offene Level, in denen der Ausgang gesucht werden muss, während man auf dem SNES einfach nur nach rechts läuft, bis das Level zuende ist. Auch in der Interaktion mit der Levelumgebung verhalten sich beide Spiele grundlegend unterschiedlich. Aladdin auf dem MD ist vergleichbar mit Spielen wie Cool Spot oder Earthworm Jim. Der Spielersprite nimmt zwar Schaden durch Gegnerkontakt, läuft davon abgesehen aber völlig unbeeindruckt durch Feinde hindurch, während die SNES Version eher an Spiele wie Mario oder Mickeys Magical Quest angelehnt ist. Dort wird der Spielersprite von Gegnern zurückgeworfen, kann ihre Köpfe als Platformen nutzen und auch die Interaktion mit der weiteren Umgebung, wie etwa das Hängen an Klippen, ist möglich.
An dieser Stelle wird es sehr subjektiv, aber trotz der überlegenen Grafik der MD-Version fühle ich mich auf dem SNES stärker in der Welt verwurzelt, da ich besser mit ihr interagieren kann, weshalb mir diese Version schlicht mehr Spaß macht.
Wenn ihr selbst vergleichen wollt, gibt es beide Spiele im Downloadshop der Switch in der Disneys Classic Games Collection

Alternativ könnt ihr euch auf YouTube eine Meinung bilden.

Sega Mega Drive

Super Nintendo

zurück |