REVIEW Donnerstag, 25. Januar 2024
Als Metroid Dread 2021 auf die Gamergemeinde losgelassen wurde, schlug es Wellen wie schon lange kein Spiel mehr vor ihm. Die E3 Trailer gingen in kürzester Zeit viral; Spielemagazine überschlugen sich vor Lob; Streamer, Gamer und jeder, der bei drei nicht auf den Bäumen war, war sich einig: hier hat Nintendo den sensationellsten Titel der letzten Jahre abgeliefert.
Da stellen sich doch direkt zwei Fragen:
1. Wo kam dieser Hype her?
2. Wird das Spiel ihm denn auch gerecht, wenn man es nüchtern betrachtet?
Die erste Frage ist schnell geklärt. Die Serie hat das Genre der Metroidvanias zwar nicht erfunden, aber mit dem 1994 erschienen "Super Metroid" einen solchen Klassiker abgeliefert, dass alle künftigen Titel des Genres sich an diesem Meilenstein messen mussten. Zum einen hat das dazu geführt, dass die Serie namensgebend für das gesamte Genre war und zum anderen muss man neidlos anerkennen, dass Super Metroid SO gut war, dass bis heute kaum ein Titel an dessen Qualität heran reichte.
Da Nintendo aber fest davon überzeugt war, die Zukunft sei 3-D, erschienen alle weiteren (sehr guten) 2-D Nachfolger nur auf den Handhelds der Firma.
Erst die Renaissance des Genres in der Indie-Szene scheint Nintendo davon überzeugt zu haben, es bestehe ein Markt für zweidimensionale Vollpreistitel und so erschien 27 Jahre nach Super Metroid mit Metroid Dread der erste vollwertige Nachfolger für eine von Nintendos "großen" Konsolen. Natürlich musste die Szene, die genau das seit Jahrzehnten forderte, bei dieser Nachricht steil gehen.
Die zweite Frage erscheint mir aber spannender: Kann das eigentliche Spiel diese riesigen Erwartungen denn auch erfüllen? Die kurze Antwort ist "Jein", auch wenn diese eher nüchterne Beurteilung in der allgemeinen Euphorie vermutlich wie Blasphemie anmutet.
Grundsätzlich macht der Titel alles richtig, was man im Genre halt so richtig machen sollte. Die Steuerung ist im Kern knackig, es gibt Tonnen von versteckten Power-Ups, die Atmosphäre passt und die Shinespark-Rätsel am Ende stellen eine echte Herausforderung dar. Unterm Schnitt macht das Spiel Spaß!
Was jetzt allerdings folgt, ist eine Liste von Dingen, die der Vorgänger (und auch viele aktuelle Indie Titel *hust hust...Hollow Knight...hust hust*) schlicht besser gemacht haben.
- Die Grafik ist okay, aber eben auch nicht mehr. Persönlich fand ich die Pixeloptik der Vorgänger charmanter.
- Die Karte wirkt viel größer, als die einzelnen Gebiete wirklich sind. Das hat den seltsamen Effekt, dass es viel schwerer fällt, sich wirklich zurecht zu finden, als man das gewohnt ist.
- Insgesamt stellt sich nicht dieser Effekt ein, sich in dem Spiel auszukennen, ganz oft hatte ich absolut keine Ahnung, wo ich gerade war. Leider kann ich nicht richtig benennen, woran das lag, aber bislang ging es mir in noch keinem anderen Spiel der Serie oder des Genres so.
- Die E.M.M.I.S. halte ich für eine Fehlentscheidung. Zum Einen agieren sie völlig unlogisch (es gibt keinen Grund, weshalb sie an ihre jeweiligen Gebiete gekettet sein sollten) und zum anderen nerven diese Abschnitte unglaublich.
- Kein einziges Power-Up gibt einem dieses unglaublich befriedigende Gefühl "overpowered" zu sein. Selbst nach Erwerb der letzten Waffe, setzt einem das Spiel direkt erstmal zwei uninspirierte Bosskämpfe vor die Nase, in denen genau diese Waffe fast nutzlos ist. Die Designentscheidung, den Spieler ein vormals schweres Areal mit einer neuen Waffe dominieren zu lassen, wurde leider nicht getroffen. Auch dass man direkt mit dem ersten E.M.M.I eine großartige Waffe bekommt, nur um sie direkt wieder zu verlieren, frustriert eher.
- Die Bosskämpfe sind aus den falschen Gründen schwierig. Eins, zwei Kämpfe machen echt Spaß, aber insbesondere die Kämpfe gegen die Chozokrieger und gegen die E.M.M.I.S wiederholen sich so oft, dass sie jeglichen Reiz verlieren.
- Die Steuerung funktioniert grundsätzlich flott, aber die einzelnen Elemente harmonieren kein Stück miteinander. Insbesondere Ausrüstungsgegenstände wie der Missile-Lock on oder der Phantomumhang stoppen den "Flow", in den man in manch anderen Spielen kommen kann. Gerade in den Bosskämpfen führt das zu verknoteten Fingern und zu vermeidbaren Toden.
- Die Story versucht krampfhaft jedes, aber auch wirklich jedes Element der Metroid-Lore in diesem einen Teil unterzubringen. Hätte das Spiel irgendwas verloren, wenn nicht auch noch die X-Parasiten in irgendeinem Eck versteckt gewesen wären und den Planeten übernommen hätten? Ich denke nicht.
- Der Soundtrack ist atmosphärisch und passend, mir fehlen aber echte Ohrwürmer, wie man sie von anderen Teilen der Serie kennt.
Im Einzelnen klingen diese Punkte nach der Suche nach dem sprichwörtlichen Haar in der Suppe, in der Summe führen sie jedoch dazu, dass der Titel für mich eben nicht der ultimative Genreklassiker ist, als der er gerne gehandelt wird. Müsste ich eine Schulnote vergeben, wäre es vermutlich eine 2+. Das ist eigentlich völlig okay, aber irgendwie hätte ich von Nintendo noch ne Schippe mehr erwartet. (Zumal es auch Indie-Titel wie Hollow Knight gibt, die Metroid Dread in allen Belangen in den Schatten stellen)
Fazit: Wer Super Metroid, Zero Mission, Hollow Knight und Symphony of the Night schon durch hat, darf gerne zu Metroid Dread greifen, sollte aber nicht die gleiche Qualität erwarten.
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